Entwicklung des Atemschutzes bei der Feuerwehr
Im Rahmen des Gedenkjahres „100 Jahre „Erster Weltkrieg“ der „Urkatastrophe“ des vergangenen Jahrhunderts zeigt das Feuerwehrmuseum Kirchheim die Auswirkungen der eingesetzten vernichtenden Waffen auf die Entwicklung der Schutzausrüstungen, auch bei der Feuerwehr.
Es wurde bei der Feuerwehr schon vor dem Ersten Weltkrieg erkannt, dass die Rauchgase bei Bränden für den Feuerwehrmann zum Teil tödlich sein können. Obwohl bereits am Beginn des 19. Jahrhunderts nachhaltig an einem wirksamen Atemschutz gearbeitet wurde, haben bis um 1900 die Feuerwehrmänner meistens ihre Schnurrbärte in die Nasenlöcher gesteckt und so größere Partikel aus der Atemluft gefiltert, aber nicht die giftigen Rauchgase.
Selbst noch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden von unserer Kirchheimer Feuerwehr zusätzlich feuchte Nasenschwämme verwendet, da aus Kostengründen nur wenige Atemschutzmasken beschafft werden konnten.
In Hamburg wurden Ende des 19. Jahrhunderts die vom Brandmeister König entwickelten „Rauchhelme“, das waren sogenannte Frischluftgeräte und Sauerstoffbeatmungsgeräte der Firma Giersberg-Dräger, eingesetzt.
Bei den König’schen Rauchhelmen wurde Frischluft über lange Schläuche in den gesamten Kopf umfassenden ledernen Helm durch Betätigung eines Blasebalgs gepumpt. Im süddeutschen Raum wurde dieser Rauchhelm aus Messing hergestellt, wie einer, der als einzigartige Rarität im Feuerwehrmuseum Kirchheim ausgestellt ist.
Durch den Einsatz von Chlorgas im Ersten Weltkrieg ab 1915, wurden auch Atemschutzmasken in großer Menge produziert. Bei der Feuerwehr wurde erkannt, dass diese Atemschutzmasken auch vor Rauchgasen schützen und wurden für die Einsatzkräfte nach Ende des Ersten Weltkrieges, soweit finanziell möglich, beschafft.
Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden die Volksgasmasken produziert, welche dann, neben der Zivilbevölkerung, auch für den Atemschutz bei der Feuerwehren verstärkt Verwendung fanden. Diese Volksgasmasken wurden bei der Feuerwehr mit verschiedenen Filtern für die verschiedenen Rauchgase eingesetzt. Die in den Zwanziger Jahren entwickelten Regenerationsgeräte (auch Heeres-Atmer genannt) wurden bei den Feuerwehren gegen Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzt, da durch die zunehmende Verwendung von Kunststoffen in Häusern sich bei einem Brand bis zu neun giftige Gase entwickeln können und dadurch die Ausrüstung der Feuerwehren mit dem schweren Atemschutz unverzichtbar wurden.
Diese von der Umluft unabhängigen Geräte, verfügten über eine eingebaute Sauerstoffquelle. In einem Kohlendioxidfilter wird das ausgeatmete Kohlendioxid chemisch gebunden und der verbrauchte Sauerstoff aus der Sauerstoff-Patrone ergänzt. Mit diesen Geräten kann der Feuerwehrmann ca. 60 Minuten im Einsatz bleiben. Nachteil dieses Gerätes ist das hohe Gewicht und die starke Zunahme der Feuchtigkeit und Erwärmung der Atemluft bei längerem Einsatz.
Diese Heeres-Atmer wurden auch von der Kirchheimer Feuerwehr beschafft und bis Ende der Sechziger Jahre eingesetzt. In den Sechziger Jahren wurden in der Feuerwehr immer mehr die Behältergeräte, auch als Pressluft-Atmer (PA) bezeichnet, eingesetzt. Bei dieser Art von wesentlich leichteren Geräten als der Heeres-Atmer führt der Atemschutzgeräteträger die notwendige Atemluft in Druckluftflaschen mit sich. In diesen Druckluftflaschen befindet sich besonders gereinigte und entölte komprimierte Atemluft bis 200 bar. Einziger Nachteil dieser Pressluft-Atmer war die begrenzte Einsatzzeit von ca. 30 Minuten.
Diese beschriebenen, verschiedenen Entwicklungsstufen des Atemschutzes bei der Feuerwehr können im Feuerwehrmuseum betrachtet werden.
Entwicklung des Feuerwehrhelms über 150 Jahre
Auch neue Generationen von Waffen mit vernichtender Wirkung kamen auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges zum Einsatz. Nur die Kopfbedeckung der deutschen Soldaten war die alte geblieben – die Pickelhaube. Sie erwies sich als untauglich für den modernen Krieg. Knapp die Hälfte der Verletzungen waren Kopfverletzungen durch Splitter explodierender Granaten. Das erkannte der Leibarzt des Kaisers: August Bier, leitender Chirurg der Berliner Charité. Er entwickelte mit einem Ingenieur den Stahlhelm, der dann in großen Stückzahlen gebaut wurde. Nachdem die Feuerwehr den ursprünglichen Messinghelm, beginnend um ca. 1870 ebenfalls gegen Ende des 19. Jahrhunderts teilweise in den Pickelhelm für die Kommandanten und Zugführern und Lederhelm mit Aluminiumkamm für die Mannschaft umgestellt hatte, wurde auch die Feuerwehr während des Zweiten Weltkrieges nur noch mit Stahlhelmen beliefert. Die Feuerwehren bekamen teilweise Stahlhelme aus Militärbeständen, die durch eine unzureichende Materialdicke die für den Schutz gegen Geschosse eine vorgeschriebene Stärke nicht erreichten. Diese Helme wurden durch eine umlaufende Metall-Wulst gekennzeichnet. Diese Stahlhelme waren schwarz lackiert und wurden dann bis Anfang der 60er Jahre mit einem Nackenschutz aus Leder ausgeführt. Mit Einführung des Feuerwehrhelmes aus Aluminium (Anfang der 70er Jahre) wurden die Feuerwehrhelme mit gelber nachleuchtender Pulverbeschichtung hergestellt.
Diese umfangreiche Sammlung der Feuerwehrhelm-Entwicklung zeigt das Feuerwehrmuseum Kirchheim mit über 70 Stück verschiedener Ausführungen.